Spirituelle Biographien

„lass mein Herz / überwärts / wie ein Adler schweben"

Auf dieser Seite werden im Laufe der Zeit Lebensbilder von spirituellen Menschen und deren Erfahrungen dargestellt.


Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe habe ich verschiedene Personen vorgestellt und gemeinsam mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen den Weg zu einer christlichen Meditation erkundet.


Diese Reihe beginnt mit dem beeindruckenden Leben von Festo Kivengere.

In diesen kleinen Raum hat Franz von Asissi meditiert In diesen kleinen Raum hat Franz von Asissi meditiert


Festo Kivengere "Liebe, die den Hass besiegt"

In Zeiten von Krieg und Kriegsrhetorik, von Unversöhnlichkeit und Hass ist es wichtig, sich auf die Friedensbotschaft von Jesus zurückzubesinnen. Dabei geht es nicht um leichtfertige und unrealistische Friedensappelle, sondern um die politische Kraft des göttlichen Friedensangebotes. Ich möchte dies am Leben des ugandischen Bischofs Festo Kivengere (1919-1988) verdeutlichen. Der für seine Brutalität bekannte muslimische Generalmajor Idi Amin kam in Uganda an die Regierung. Rücksichtslos weitete er seine Macht aus und begann die Bevölkerung zu terrorisieren. Zwischen Februar und Mai 1977 sollen zehntausende Menschen, meist Angehörige christlicher Ethnien vom Militärapparat Amins brutal hingemetzelt worden sein. Höhepunkt dieser schrecklichen Entwicklung war die Ermordung des anglikanischen Erzbischofs Janani Luwum. Als Kivengere hörte, dass er auf der Todesliste Amins stand, floh er ins Ausland. In der Zeit des Exils verfinsterte sich sein Glaube. Er fühlte sich geistlich leer und ausgebrannt. Er fragte sich, wie er in diesem Zustand seinem Auftrag nachkommen könne. An einem Karfreitag machte er in der All Souls Church in London eine geistliche Erfahrung. Dabei hörte er die Stimme von Jesus, die ihm sagte: „Vergib Amin, denn dein Herz ist hart geworden.“ Kivengere wurde von Liebe erfüllt. Später sagte er: „Wir lieben Präsident Amin. Wir schulden ihm diese Liebe, denn er ist einer derer, für die Jesus sein kostbares Blut vergossen hat. Solange er lebt, kann er immer noch gerettet werden. Betet für ihn, dass er am Ende ein neues Leben finden und den Weg des Todes verlassen möge“. Kivengere setzte sich fortan für Frieden und Aussöhnung ein. Militärische Aktionen lehnte er ab. „Gott braucht nicht unsere Kugeln. Eine Kugel kann töten, aber nicht heilen.“
Ich weiß, Friede ist nicht immer möglich. Nach der Flucht Amins kehrte Kivengere nach Uganda zurück. Er verkündigte Frieden, Vergebung und setzte sich konkret für die Versöhnung verfeindeter Gruppen ein. Das ist eine wahrhaft christliche Perspektive, die tätige Liebe, die den Hass besiegt.